Wenn man an Kuba denkt, hat man gleich die schönen alten Autos, bunte etwas heruntergekommene Häuser, Rum, Tabak und Musik vor Augen. Und genau das erwartet uns auch auf unserer Kubareise, die wir 2014 mit 4 Freunden unternehmen.
Die ersten Tage verbringen wir ganz stilvoll im Hotel Nacional in Havanna. Das Haus ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber man spürt förmlich die Filmstars und Mafiosi, die hier in den 40er-Jahren ein- und ausgingen. Von hier kann man wunderbar den Malecón entlang in die Altstadt laufen. Die Kubaner sind sehr kommunikatiov, sprechen super englisch und so dauert es nicht lange, bis wir erste Kontakte schließen und auch gleich lernen, Mojitos zu mixen und die ersten Salsaschritte zu tanzen. Rund um das zum Unesco Kulturerbe erklärten Zentrum tummeln sich die Touristen. Aber wenn man nur ein paar Straßen weiterläuft, findet man das echte Havanna. Halbverfallene Gebäude, staubige Straßen, in denen sich das Leben abspielt und kleine Lagerhallen, in denen die Menschen ihre zugeteilten Lebensmittelkarten in Essen eintauschen können. Wer keinen Job im Tourismusbereich hat, hat es schwer in Havanna.
Auch die Plaza del Revolution ist vom Hotel aus gut zu Fuß erreichbar. Nur für die Fahrt zur Festung El Morro nehmen wir klassisch einen Oldtimer. In unserem Hotel läuft “La Parisienne”, eine Show, die fast so gut wie im weltberühmten Tropicana sein soll – das ist der perfekte Abschluss für unseren letzten Abend in Havanna.
Am vierten Tag ist es dann Zeit, auf Tour zu gehen. Luis, unser Guide, der in Dresden Germanistik studiert hat, und unser Fahrer Oskar holen uns ab. Die beiden haben wir als Tipp von Freunden bekommen und schon von Österreich aus kontaktiert. Es macht sehr viel Spaß mit den beiden unterwegs zu sein, denn Luis erzählt sehr spannend und unterhaltsam über die wechselhafte Geschichte Kubas. Besonders die Zeit der Revolution ist noch allgegenwärtig. Es scheint fast, als wäre es erst 5 Jahre her und nicht schon über 55. Ché Guevara begegnet uns während unserer Reise immer wieder.
Wir entscheiden von einem Tag auf den anderen, wie weit wir fahren und Luis besorgt uns Privatunterkünfte. Die Familien, die abends auch für uns kochen, erzählen gerne von ihrem Alltag und wir sind froh, Kuba so hautnah erleben zu dürfen.
Die erste Etappe führt uns ins Val de Vinales. Hier satteln wir auf Pferde um und reiten querfeldein zu einem Tabakbauern, der uns zeigt, was eine gute Zigarre ausmacht. Bei zwei jungen Bauern essen wir Obstsalat, für den alle Zutaten frisch hinterm Haus geerntet werden. In der Nähe gibt es Höhlen mit gewaltigen Stalagtiten, die man per Boot besuchen kann. Auch der “Mural de la Prehistoria” ist beeindruckend. Es ist ein modernes Gemälde, das 1961 auf einen riesigen Kalkberg gemalt wurde.
In Pinar del Rio besuchen wir dann noch eine Rumfabrik, bevor es weitergeht Richtung Schweinebucht.
Da die Fahrt ziemlich lange dauert, legen wir ein paar Zwischenstopps ein: Mit dem Boot fahren wir durch Mangrovensümpfe zu einer Insel, auf der eine Künstlerin Tonfiguren aufgestellt hat, die das Leben der Indios darstellen. Auch die Hütten sind originale Nachbauten. Die nahegelegene Krokodilfarm beeindruckt hingegen nicht besonders – wir beobachten Tiere lieber in freier Wildbahn. Aber Luis hat für uns dort ein Essen organisiert, das wirklich super schmeckt. Spät abends kommen wir dann in der Schweinebucht an und haben Glück, Zimmer direkt am Meer zu bekommen. Da wir auch einen Geburtstag zu feiern haben, lassen wir den Tag am Strand mit Musik und Rum ausklingen. Es ist so gemütlich hier, dass wir spontan einen Strandtag einschieben.
Ein paar Kilometer entfernt gibt es eine Bucht, die sich super zum Schnorcheln und Tauchen eignet, eine Gelegenheit, die wir uns nicht entgehen lassen. Nur durch eine Straße vom Meer getrennt, befindet sich auch ein See, in dem sich Süß- und Salzwasser mischen. Hier ist das Wasser viel kühler als das rund 30 Grad warme Meer.
Über Cienfuegos, einer blitzsauberen, geschäftigen Stadt, die als Perle der Karibik bezeichnet wird, geht die Fahrt schließlich weiter nach Trinidad.
Unser Gastgeber hat ein total buntes, verrücktes Haus gebaut. Er erzählt uns, dass er bei der Renovierung des Kölner Doms geholfen hat und ihm der Baustil und die Malereien von Hundertwasser gefallen. Und genau so sieht es hier auch aus. Es ist das erste Mal, dass wir alle im selben Haus schlafen können, denn normalerweise bekommt man vom Staat nur die Genehmigung max. 2 Zimmer vermieten zu dürfen. Auf der luftigen Dachterrasse wird gegessen, getrunken und abends kommen spontan 2 Musiker von der Straße zu uns aufs Dach und spielen für uns.
Im Umland von Trinidad waren früher die großen Zuckerrohrplantagen. Stillgelegte Zugstrecken erinnern an den Transport des Zuckerrohrs in den nahegelegenen Hafen. Die Landschaft ist traumhaft, aber uns wird bange, als man uns erzählt, dass von den Türmen aus, die Sklaven beim Arbeiten kontrolliert wurden.
Trinidad, das ebenfalls Unesco Weltkulturerbe ist, kann man sehr gut zu Fuß erforschen. Wir probieren eine Spezialität “Canchanchara”, der aus Rum, Wasser, Zitrone und Honig gemacht und eiskalt serviert wird. In einer Keramikwerkstatt können wir dem Töpfer bei der Arbeit zusehen und auch gleich ein kleines Mitbringsel für Zuhause kaufen. Auf einem Platz im Zentrum sitzt man abends auf den Stufen, die umliegenden Bars schenken aus und alles trifft sich zum Salsa tanzen.
Vom warmen Süden geht es eine steile Bergstraße hinauf in die Berge. Wegen der klaren Luft kommen viele Lungenkranke nach Topes de Collantes. Das Kurzentrum war früher Militärangehörigen vorbehalten und auch das Hotel “Los Helechos”, in dem wir übernachten, erinnert in vielem an eine Militärkaserne. Hier verlassen uns Luis und Oskar und wir erkunden die umliegenden Naturschutzgebiete mit Regenwald und Wasserfällen auf eigene Faust.
Eine Jeep-Tour zum Wasserfall “El Nicho“, eine abenteuerliche Wanderung im Parque Caburni und das “Casa del Café” sind die Highlights unseres Aufenthalts in den Bergen. 4 Tage später holt uns Oskar wieder ab. In Santa Clara besuchen wir das Mausoleum und Museum von Ché Guevara. Das ist die letzte Etappe bevor es zu ein paar erholsamen Tagen an den Strand von Varadero geht.
Varadero ist eine reine Touristenhalbinsel und hat absolut gar nichts mit dem eigentlichen Kuba zu tun. Schon nach einem Strandtag packt uns die Unternehmenslust. Da wir immer noch mit Luis in Kontakt stehen, organisiert er uns kurzerhand ein Schiff, mit dem wir die Umgebung erkunden. Wir legen an kleinen Inseln an, schnorcheln und braten frischen Fisch. Eine schöne Abwechslung.
Die Delphinshow und ein Besuch im Park von Varadero schließen unser Programm ab. Wir sind voll von Eindrücken und nehmen uns fest vor, wiederzukommen, um die andere Hälfte der Insel zu erkunden.
Fazit
Wir hatten das Glück, Kuba noch in seinem früheren Charme zu erleben – bevor Mc Donalds und amerikanische Hotelketten sich breit machen. Auch wenn vieles eher an die Nachkriegsjahre bei uns erinnert, so sind es die unglaublich schöne, abwechslungsreiche Landschaft, die Kultur und vor allem die wunderbaren Menschen, die eine Reise nach Kuba lohnen.
Unsere Top-Ten-Tipps:
- Eine Fahrt mit einem Oldtimer und einem Cubataxi muss man einfach machen
- Eine Show im La Tropicana oder La Parisienne besuchen
- Das Val de Vinales hoch zu Ross durchqueren
- Indianerdorf und Essen in der nahegelegenen Krokodilfarm (liegt auf dem Weg zur Schweinbucht)
- Canchanchara trinken in Trinidad
- Casa Dianelys y Ricardo Leon, Trinidad – die bunteste Unterkunft, die wir je hatten
- Mit einem alten Militärjeep zum “El Nicho”
- Casa de Café in Topes de Collantes
- Mausoleum von Ché Guevara in Santa Clara
- Unser Guide Luis – gerne geben wir den Kontakt an Interessierte weiter (mailto: contact_me@legan.at)
(Oktober 2014)
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