Ab ins Outback

Outback! Das ist Hitze, endlose Weite, verstreute kleine Siedlungen, die wie aus der Zeit gefallen scheinen und am Ende ein filmreifes Pub.

Von Brisbane geht es über die A2 ins Outback von Queensland (das für die Einheimischen eigentlich erst hinter Mitchell richtig anfängt). In Toowoomba, dem letzten größeren Ort für lange Zeit bunkern wir Lebensmittel, Wasser, Bier, tanken und füllen unser Campinggas auf. So fühlen wir uns gut gerüstet für das große „Nichts“. Denn das ist es, was uns in den nächsten Tagen erwartet. Wir fahren Stunde über Stunde entlang einer unglaublich weiten Steppenlandschaft. Gelegentlich ein Baum oder Strauch, ein paar Kühe, die wie verloren in der Landschaft wirken und kleine Ortschaften, die meist aus einer Handvoll Häusern, Tankstelle mit kleinem Laden und einem oft schon längst geschlossenen Motel bestehen.

Dank unserer WikiCamps-App finden wir schöne, kostenlose Übernachtungsplätze – bevorzugt an einem Flüsschen, falls es denn noch Wasser hat. Glutrot geht die Sonne abends unter und in der Dämmerung sehen wir so manches Känguru fröhlich durch die Landschaft hüpfen. Ansonsten fallen uns vor allem eine Vielzahl Vögel auf, die ab 5 Uhr morgens mit ihrem munteren Gezwitscher beginnen. Da die Buschfeuersaison schon begonnen hat, ist es überall verboten, offenes Feuer zu machen und wir sind froh, dass wir rechtzeitig unsere Gasflasche gefüllt haben. Obwohl wir eine australische Simcard haben, nützt uns die hier gar nichts, denn wir haben erst in Barcaldine wieder kurz Empfang (by the way: nicht vergessen, offline Karten in googlemaps herunterladen!). Dort übernachten wir auf einem Campground, denn alle paar Tage müssen wir die Batterie am Camper aufladen und Wasser nachfüllen. Da wir total außerhalb der Saison unterwegs sind, ist es kein Problem einen Platz zu bekommen. Nur eine Handvoll andere Camper sind derzeit unterwegs.

In Winton könnte man den Dino-Trail nach Norden nehmen. Von hier bis Richmond und Hughenden wurden 110 Millionen Jahre alte Spuren gefunden und in den 3 Orten gibt es jeweils Museen oder Nachbildungen in Lebensgröße. Gut ausgeschildert ist auch das Combo Waterhole, wo Banjo Paterson 1895 den Text zu „Waltzing Matilda“ geschrieben haben soll, die heimliche Nationalhymne Australiens.

Unser Ziel liegt jedoch noch ein Stück weiter im Landesinneren, in McKinlay, das wir an einem 40 Grad heißen Sonntag erreichen. Wir müssen noch 2 Stunden warten, bis das Pub öffnet und wir das herrlichste frische Bier seit langem genießen können. Frank und Debbie erzählen uns vom harten Leben hier draußen. Von April bis September ist Hochsaison, danach wird es zu heiß. Und die 40 Grad sind nur der Anfang. Jänner bis März kommt die Regenzeit und die Straßen sind oft 2 Meter hoch unter Wasser. Da gibt es kein Durchkommen. Die meisten Leute leben von der Viehzucht oder arbeiten in den Silber- bzw. Kupferminen in der Umgebung. Dass Frank und Debbie überleben können, verdanken sie vor allem einem Film aus den 1980er-Jahren. Denn ihr Walkabout Creek Hotel war Schauplatz von Crocodile Dundee. Eine lebensgroße Pappfigur und viele Fotos erinnern an diese große Zeit und natürlich können auch die beiden so allerhand davon erzählen. Und dennoch: Das Zusatzschild „Crocodile Dundee“ liegt draußen am Boden und ein Plakat „For Sale“ hängt neben der Eingangstür. Das verheißt nichts Gutes. Für diesen Abend ist das alles vergessen, denn neben uns haben sich noch 4 weitere Reisende und eine Handvoll Einheimische eingefunden und die Stimmung ist toll. Wir sind so froh, dass wir die 1.800 km auf uns genommen haben.

Am nächsten Tag fahren wir bis zum Porcupine Nationalpark und übernachten an einem Rastplatz neben der Straße. Dafür sind wir morgens dann die ersten am Canyon und sehen wie die Morgensonne bizarre Schatten auf die Felsen zaubert. In Prairie halten wir eigentlich nur für eine Kaffeepause, aber die alten Häuser, das Prairie Hotel und die verrosteten Fahrzeuge sind es wert, die Kamera nochmals auszupacken.
Einen Stopp ist uns Charters Towers, ein altes Goldgräberstädtchen, wert. Normalerweise kann man hier tolle Führungen zum Thema Goldgraben und Ausflüge mit einem Schaufelraddampfer machen. Aber leider nur bis September – jetzt Ende Oktober ist das Städtchen im Tiefschlaf, die alten Gebäude aber nicht minder schön anzusehen. Je näher wir Townsville kommen, desto grüner und hügeliger wird die Landschaft. Und dann ist unser 2.600km langer Ausflug für ein kaltes Bier in einem der berühmtesten Pubs zu Ende und wir sind zurück in der Zivilisation.

Mehr zu unserem Roundtrip durch Australien gibt es in unserem Australienbeitrag

Views: 1

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert