Hamburg! Vor meinem geistigen Auge sehe ich Hans Albers mit seiner Matrosenkappe, Marlene Dietrich wie sie “Die fesche Lola” singt, Bilder von der Reeperbahn und dem berühmten Fischmarkt. Klingt alles ein bisschen nach Klischee und es scheint höchste Zeit zu sein, das heutige Hamburg zu entdecken.
Wir beziehen unser Zimmer im Außenalster-Hotel und spazieren als erstes zum Hafen. Rund 13.000 Seeschiffe aus aller Welt laufen jährlich den zweitgrößten Hafen Europas an. Vom Kreuzfahrtterminal über die Historische Speicherstadt und die Landungsbrücken bis hin zum modernen Containerhafen duftet es nach Freiheit und nach fernen Ländern. Vor einer Woche hat hier die Queen Mary angelegt. Das haben wir leider verpasst.
Wir machen eine Rundfahrt mit einer der Barkassen und erfahren, warum Hamburg den Beinamen “Tor zur Welt” hat. Wir müssen höllisch aufpassen, um den Dialekt zu verstehen, aber der spezielle Humor ist uns gleich sehr sympathisch.
Nach einem ersten Blick auf die Speicherstadt beschließen wir, diesem Teil den ganzen nächsten Tag zu widmen und beenden den ersten Tag am Jungfernstieg bei Hamburger Labskaus (ein Gericht mit Kartoffeln, roter Beete, Pökelfleisch und Ei, das übrigens – entgegen unserer Meinung – gar nicht aus Hamburg stammt).
Zwischen Deichtorhallen und Baumwall liegt die hundertjährige Speicherstadt, der weltgrößte zusammenhängende Lagerhauskomplex und UNESCO-Welterbe. Dort erwartet uns eine Idylle, die wir in einem Welthafen nicht vermutet hätten. Vor allem die Backsteinhäuser der Gründerzeit mit ihren Giebeln und Türmchen haben es uns angetan.
Im Speicherstadtmuseum erfahren wir viel über die Geschichte der Speicherstadt, die Arbeit der Quartiersleute (Lagerhalter) und Kaffee, Kakao oder Tee. Im Spicy’s Gewürzmuseum kann man exotische Gewürze riechen, anfassen und probieren.
Dann geht es in den Hamburger Dungeon, wo uns Schauspieler in einer gruselig-komischen Show die Geschichte Hamburgs erzählen und man von Raum zu Raum durch die Jahrhunderte wandert. Ein tolles Erlebnis, das es inzwischen in vielen Großstädten gibt.
Auch das Miniatur Wunderland ist gleich hier. Es ist die größte Modelleisenbahnanlage der Welt und wir bewundern mit welcher Detailverliebtheit die einzelnen Stationen gebaut wurden.
Den nächsten Tag beginnen wir mit einem Spaziergang an der Alster. Nach einer Pause und Stärkung im Alsterpavillon geht es weiter in die umliegenden Shopping-Zonen und Passagen. Hier findet man für jeden Geschmack und in jeder Preislage etwas.
Am späten Nachmittag zieht es uns dann auf die Reeperbahn, auch “Kiez” genannt. Das ist und bleibt Hamburgs Vergnügungsviertel Nummer eins. Mit vielen Tabledance-Bars, Diskotheken und Studentenclubs gibt es hier auf 930 Meter Länge nichts, was es nicht gibt! Wir streifen durch die Straße, bevor die Gegend so richtig erwacht und tausende Menschen jeden Alters unterwegs sind, um sich zu amüsieren.
In der Nähe unseres Hotels haben wir ein kleines Kellerrestaurant entdeckt, in das wir unbedingt noch gehen wollen, weil es von außen so einen netten Eindruck macht. Man erklärt uns an der Tür, dass es heute ein spezielles Programm gibt, das mit einem fixen Menü verbunden ist. Wir beschließen zu bleiben und werden mit einer Travestieshow überrascht. Der Rahmen ist sehr persönlich und familiär und wir erleben einen ganz besonderen Abend.
Fazit
Auch wenn einem hier im Herbst der Wind ganz schön um die Ohren pfeift, die Menschen sind offen und warmherzig. Hamburg hat extrem viel Flair und uns im Sturm erorbert.
Inzwischen wurde ja die Elbphilharmonie gebaut und auch sonst gibt es sicher viel Neues, das es wert ist, wiederzukommen. Wir freuen uns schon darauf.
(Oktober 2006)
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