Holland – Kanalshippern

Nach einer langen Autofahrt mit vielen Staus erreichen wir unser Hotel Fletcher in Loosdrecht. Die Lage am Wasser ist toll, aber leider ist es nicht gerade sauber. Zumindest finden wir ein nettes Restaurant in der Nähe – das Kompass, wo wir sehr gut essen. Und das Örtchen selbst ist wirklich nett.

Am nächsten Tag geht es zuerst zum Einkaufen, bevor wir in Vinkeveen an der Le Boat Basis unser Hausboot , übernehmen können. Nach der langen Pandemiepause sind wir endlich wieder mit unseren Freunden Rita, Ulli Kurt und Tom unterwegs und freuen uns schon sehr auf die gemeinsame Zeit an Bord. Chris und Ulli sind unsere Kapitäne, denn sie haben beide ein Schifferpatent. Sie meistern die Bootseinweisung und eine erste kleine Runde am See mit Bravour und dann geht es auch gleich los. Um den See zu verlassen, müssen wir unter einer sehr niedrigen Brücke durch. Stühle an Deck umlegen, Köpfe einziehen und dann passt es. Gleich danach folgt auch schon die erste Schleuse. Alles gar nicht so einfach mit einem Boot, das 3 Meter hoch, 4 Meter breit und 12 Meter lang ist. Aber es kommen ja noch viele Brücken und Schleusen zum Üben.

Unser erstes Ziel ist Utrecht. Da eine Brücke gesperrt ist, müssen wir über den Hauptkanal auf dem viele Lastschiffe unterwegs sind. Endlich können wir dann in den richtigen kleinen Kanal abbiegen und haben dort wieder ruhigere Gewässer. Schon kurz vor dem Ziel ist dann allerdings eine Hebebrücke defekt und es dauert fast 1 Stunde bis sie repariert ist. Entlang von niedlichen Häusern mit wunderschönen Gärten erreichen wir kurz vor 21 Uhr endlich unseren Liegeplatz. Das war knapp, denn die meisten Brücken sind nach 21 Uhr außer Betrieb und eine Durchfahrt nicht mehr möglich.

Da wir am Vortag nichts mehr von Utrecht gesehen habe, beschließen wir, einen Tag länger zu bleiben. Gestärkt mit frischen Croissants und Kaffee geht es auf ins Zentrum. Das lässt sich von unserem Liegeplatz aus super erreichen. Entlang der Kanäle reihen sich viele Geschäfte und Restaurants.

Am späten Nachmittag kommt auch unser SUP-Board zum Einsatz, um die Umgebung vom Wasser aus zu erkunden. Mit einer feinen Jause an Bord schließen wir den traumhaften Tag ab.

Es geht weiter Richtung Gouda. Viele Brücken und Schleusen und ein starker Wind machen die Fahrt anstrengend, insbesondere da das Kartenmaterial das wir mitbekommen haben, nicht viel taugt. Und als es auch noch anfängt zu regnen und das Boot nicht mehr vom Oberdeck aus gesteuert werden kann, wird es richtig ungemütlich. So fahren wir nur bis Oudewater. Dort gibt es keinen Hafen mit Wasser-, Stromanschluss und Sanitäranlagen, aber wir finden ein schönes Plätzchen am Kanal und für eine Nacht muss das reichen. Trinkwasser konnten wir schon unterwegs nachfüllen, also alles kein Problem. Das kleine Städtchen ist in 1 Stunde gut zu erkunden und da der Regen aufgehört hat, essen wir in einem Restaurant am Hauptplatz ganz ausgezeichnet zu Abend.

Am nächsten Morgen ist es noch immer ziemlich bewölkt. Da wir keine Stromversorgung haben und die Batterie nur Beleuchtung und Pumpen versorgt, funktioniert auch die Kaffeemaschine nicht. Da nützt es auch nichts, dass ich gleich morgens zum Bäcker gelaufen bin. Zudem wurde Rita in der Nacht von etwas gebissen und hat einen schlimmen Ausschlag. In etwas gedrückter Stimmung geht es noch vor 9 Uhr weiter. Der Tag wird anstrengend, obwohl es nur 2 Schleusen und 4 Brücken sind, die wir bis Gouda passieren müssen. Denn es fängt wieder an zu regnen, ist kalt und windig. Völlig durchnässt erreichen wir die Marina Gouda. Wir sind froh um die heiße Dusche im Hafen. Als der Regen nachlässt, spazieren wir zum Marktplatz und treffen uns dort mit Bekannten, die zufällig auch in der Nähe sind. Es wird eine fröhliche Runde und so geht der Tag doch noch sehr entspannt zu Ende.

Wir müssen Gas geben. Der ungeplante Zwischenstopp in Oudewater und der Zusatztag in Utrecht haben uns Zeit gekostet. Es ist nach wie vor kühl, aber trocken und wir kommen gut voran. Gegen 15 Uhr erreichen wir Uithoorn. Ein nettes Städtchen mit vielen Restaurants an der Hafenpromenade, an der wir direkt anlegen können. Der Hafen ist nagelneu und man registriert sich und bezahlt den Liegeplatz über eine App. Sehr praktisch. Die Sonne lacht wieder vom Himmel als wir auf einer Terrasse am Kanal sitzen und das Abendessen in einem argentinischen Restaurant ist sehr gut. Da unser Boot direkt an der Hauptstraße liegt, können wir von Bord aus die live-Musik genießen und dem Treiben zusehen. Es gefällt uns sehr hier.

Weiter geht es entlang von wunderschönen Häuschen und Landschaften. Als wir Amsterdam näher kommen, wird es betriebsamer auf dem Wasser. Die Brücken stellen hier klein Problem dar. Sie sind auch für unser Boot hoch genug und wir müssen daher nicht warten, bis sie geöffnet werden. Da wir jedoch nicht in die Stadt wollen, biegen wir in einen Seitenkanal ab, queren nochmals den großen Fährkanal und legen schließlich im Yachthafen von Weesp an. Ein schöner Hafen von dem aus man gut zu Fuß ins Zentrum laufen kann. Auch hier spielt sich das Leben entlang des Wassers ab. Es ist einfach herrlich, in einem der vielen kleinen Restaurants zu sitzen, zu schauen und zu staunen.

Heute sollte es nur noch ein kurzes Stück sein zurück nach Vinkeveen, wo wir morgen früh das Boot zurückgeben müssen. aber als wir starten wollen, leuchtet die Temperaturanzeige und ein Alarm geht los. Sie verlöscht auch nicht, sodass wir schließlich den Notdienst anrufen müssen. Es dauert eine Weile bis jemand kommt, aber die Monteure finden heraus, dass sich Blätter im Tank verfangen haben, sodass der Motor nicht mehr gekühlt wurde. Das ist schnell behoben und mit einiger Verspätung geht es los. Wir planen, die letzte Nacht in einem der Häfen am Vinkeveen-See anzulegen, haben aber leider kein Glück mit einem Liegeplatz. So verbringen wir den Tag am See und kehren abends wieder zur Le Boat-Basis zurück. Ein traumhafter Sonnenuntergang bildet den perfekten Abschluss für unseren Bootstrip.

Da wir genug Zeit haben und nicht wieder nonstop mit dem Auto heimfahren wollen, beschließen wir, die Route über Luxemburg und das Elsass nehmen. Die Fahrt durch dier Ardennen ist landschaftlich wunderschön, zumal abseits der Autobahn fahren und so viele kleine Dörfer sehen.

In Luxemburg liegt unser Hotel, das Double Tree, ziemlich außerhalb. Wir nehmen ein Taxi in die Stadt und bewundern den Blick in die tiefe Schlucht, bevor wir die Altstadt erkunden. Etwas abseits finden wir ein kleines Straßencafé, in dem wir wunderbaren Wein genießen und die Tage in Holland nochmals Revue passieren lassen.

Am nächsten Tag fahren wir weiter bis Colmar. Was für eine wunderschöne kleine Stadt mit vielen Fachwerkhäusern, einem Flüsschen und vor allem vielen Restaurants, Cafés und schönen Geschäften. An jeder Ecke tun sich bezaubernde Blicke auf und wir können uns gar nicht sattsehen. Bei Flammkuchen und Riesling suchen wir noch nach einer Unterkunft. Da Colmar selbst ziemlich ausgebucht scheint, buchen wir etwas außerhalb in einem kleinen Weingut. Das Relais Du Vignoble heißt uns ganz herzlich willkommen und serviert uns trotz der späten Stunde noch eine Flasche hauseigenen Wein auf der Terrasse.

Über den Schwarzwald und entlang des Bodensees geht es dann schließlich nach Hause. Ein abwechslungsreicher Urlaub mit vielen Eindrücken liegt hinter uns und in einem sind wir uns schon jetzt einig: Wenn wir wieder einmal Kanalshippern, dann irgendwo wo es weniger niedrige Brücken und Schleusen gibt. Der Shannon in Irland geistert da schon bei uns im Kopf herum.

(Juli 2022)

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