Kroatien – Kornaten

Die kroatische Küste ist bekannt für ihre kargen Inseln, das klare Wasser und eine ursprüngliche Natur. 2018 hatten wir die Chance, mit einem Motorsegler von Trogir aus die Kornaten entlang zu fahren.

Da wir früh am Morgen in Trogir ankamen, konnten wir die gut erhaltene Altstadt erkunden. Die engen Gässchen und eine Mischung aus Renaissance-, Barock- und Romanikgebäuden gibt der Stadt einen ganz besonderen Charme. Unser Schiff, die Bodul, liegt an der Promenade in der Nähe der Festung Kamerlengo vor Anker und gegen Mittag ist alles an Bord und wir legen ab.

Nach einem ersten Gewöhnungstauchgang – hab ich schon erwähnt, dass wir mit dem Bodenseetauchclub unterwegs sind? – legen wir in Zlarin an. Nicht einmal 300 Leute wohnen auf der Insel, aber da Samstag ist, gibt es ein Fest im Hafen und alle Einheimischen und Touristen genießen den herrlichen Sommerabend.

Jeden Tag sucht unser Kapitän “Marino” zwei schöne Gebiete zum Tauchen aus: Mal ist es eine Steilwand, mal ein Wrack und ein anderes Mal ein abfallendes Stück an der Küste einer kleinen Insel, auf der nur ein Leuchtturm steht. Da ich noch zu den absoluten Anfängern gehöre, genieße ich es, so viele Profis dabei zu haben, die mich mit Rat und Tat unterstützen. Nach einigen Problemen mit meinem Equipment verschwindet auch der Stress und macht dem puren Spaß Platz.

Den 2. Abend verbringen wir in Tribunj, ein sympathisches kleines Städtchen, in dem viel los ist. Wir finden eine kleine Bar im 1. Stock mit Blick über dem Hafen und schauen zunächst von dort dem Treiben zu. Schließlich landen wir dann aber auch selber in einem der Straßencafés und es dauert nicht lange, bis wir unsere KollegInnen von der Bodul treffen.

„Am letzten Schöpfungstag wollte Gott sein Werk krönen, und so schuf er aus Tränen, Sternen und Atem die Kornaten“. Als der irische Schriftsteller George Bernard Shaw diesen Satz verfasste, hätte er wohl nicht gedacht, wie oft er zitiert werden wird. Der Grund ist wohl, dass das die perfekte Beschreibung für die Schönheit dieser Region ist, die aus etwa 150 Inseln, Inselchen und Felsen besteht, wovon 89 zum Nationalpark gehören.

Nicht nur die Natur ist beeindruckend, sondern auch die Trockenmauern, die sich immer vom Meer bis zum Meer erstrecken, also von einer Seite der Insel auf die andere. Die Mauern sind so hoch, dass sie kein Schaf überspringen und auf eine fremde Weide hüpfen kann. Sehenswert ist auch die Festung Tureta. Sie wurde im 6. Jahrhundert erbaut, zur Zeit des byzantinischen Kaisers Justinian.

Das Leben an Bord ist chillig. Während des Frühstücks notiert Marino die Ablegezeiten und Tauchstopps des jeweiligen Tages. Sobald die Taucher unter Wasser sind, dürfen alle anderen zum Schwimmen oder Schnorcheln ins Wasser. Manche bleiben lieber an Bord, lesen oder spielen Karten. Mittags und abends werden wir von unserem Koch verwöhnt. Es sind einfache Gerichte, wie sie die Kroaten auch zu Hause kochen würden. Alles ist  frisch zubereitet und schmeckt wunderbar. Wir kommen bestimmt 5 kg schwerer heim. Wenn wir in einem Hafen übernachten, nutzen wir die Gelegenheit, noch ein gutes Glas Wein zu trinken. Wenn nicht, treffen wir uns an Deck und dann werden die Gitarren und Stirnlampen ausgepackt und bis um Mitternacht musiziert und gesungen. Den ganzen Tag sind wir an der frischen Luft und wir fühlen uns selten so entspannt und erholt wie auf der Bodul.

Den Hafen von Sali erreichen wir an einem späten Nachmittag. Wir müssen als 4. Boot bei den anderen festmachen und wer an Land will, muss zuerst die anderen drei durchqueren. Aber es lohnt sich. Sali ist ein Ort mit tausendjähriger Fischfangtradition und alten Olivenhaine rund um den Ort. Von hier könnte man auch Ausflüge in den Naturpark Telašćica machen, aber wir bleiben nur eine Nacht, sodass sich das für uns nicht ausgeht.

Wir laufen Zadar an, um Treibstoff und frisches Wasser zu tanken. Nach den vielen kleinen Häfen, ist es merkwürdig wieder in einer großen Stadt zu sein. Alles scheint uns zu laut und zu voll. Aber es ist auch eine Stadt mit einer interessanten und wechselhaften Geschichte. Bekannt sind vor allem die römischen und venezianischen Ruinen in der Altstadt. Das römische Forum ist vom Kloster St. Marien aus dem 11. Jh. umgeben und auch die Kathedrale der Hl. Anastasia aus dem 12. Jh. und die vorromanische Rundkirche St. Donatus aus dem 9. Jh. sind einen Blick wert. Die meisten zieht es jedoch zu den Lichtspielen und der Meeresorgel, deren Töne durch die Wellenbewegung des Meeres unter großen Steinplatten erzeugt werden.

Vodice ist ein quirliges Städtchen. Schon beim Anlegen fällt uns ein großes Hotel auf, das einem Schiff ähnelt. Chris und ich fahren dort in den 9. Stock zum Pooldeck, wo es eine Bar gibt und man einen tollen Blick über den Hafen hat.

In den kleinen Gassen verstecken sich viele kleine Restaurants und Bars und es ist ordentlich was los. Das merken wir auch, als neben uns ein Boot für eine große Party geschmückt wird. Wir sind schon etwas besorgt, als wir die Riesenboxen sehen, die da montiert werden. Aber nach Mitternacht läuft das Boot aus und so haben wir dann doch noch eine recht ruhige Nacht.
Von hier wäre es auch nicht weit zu den Krka-Wasserfällen, die wir vor vielen Jahren schon einmal besucht haben, als wir mit dem Motorrad durch – damals noch – Jugoslawien gefahren sind.

Wunderschön sind die vielen kleinen Buchten und Inselchen, an denen wir ankern. Sie machen Lust darauf, selbst der Küste entlang zu segeln. So nehmen wir uns vor, über den Winter das Küstenpatent zu machen und nächstes Jahr wiederzukommen. Es muss ja nicht immer eine Fernreise sein, wenn man so traumhafte Regionen nahezu vor der Haustür hat.

Unser letzter Stopp ist Drvenik Veli. Der kleine Ort hat schon bessere Zeiten gesehen. Vieles beginnt zu verfallen und die jungen Leute finden hier keine Jobs mehr. Aber mir gefällt der morbide Charme und so stehe ich am nächsten Morgen schon um 6 Uhr auf, um mit meiner Kamera auf Motivjagd zu gehen.

Schon ist es Zeit für den letzten Tauchgang und dann beginnt das große Entsalzen und Trocknen an Bord. Jeder freie Platz wird genutzt, um das Equipment für die Heimfahrt bereit zu machen. Wir erreichen Trogir gegen Mittag und haben noch ein paar Stunden Zeit, um Souveniers einzukaufen, auf den Markt zu gehen, fangfrischen Fisch zu essen und den Urlaub Revue passieren zu lassen.

(August 2018)

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