Mexiko

Abgezockt vom Taxifahrer, überteuerte Versicherung fürs Mietauto und eine verstopfte Toillette. Mexiko und wir – das ist keine Liebe auf den ersten Blick.
Aber der Reihe nach: Mit Rückenwind landet unser Flieger von New Orleans schon nach 1,5 Stunden in Cancun. Soweit – so gut. Aber dann geht’s los. Zum ersten Mal seit wir auf Weltreise sind, werden unsere Koffer durchsucht. Wir haben natürlich nichts Verbotenes dabei. Unsere Mietwagenfirma hat keinen Schalter am Flughafen, sondern stellt laut unserer Buchungsbestätigung einen Shuttle zur Verfügung. Der ist allerdings nirgends zu finden und die whatsapp-Nachricht an den Anbieter geht nicht raus. Ein hilfsbereiter Herr lässt uns über sein Handy telefonieren und wir bekommen die Auskunft, dass grad kein Fahrer zur Verfügung steht und wir ein Taxi nehmen sollen. Dass uns das Taxi dann für 5 Minuten Fahrzeit 1.000,- Pesos (ca. 55,- Euro) kostet, scheint uns doch arg hoch. Bei unserer Mietwagenfirma angekommen fragt man uns, warum wir keinen Shuttle angefordert haben und im Gespräch kommen wir drauf, dass der Herr gar nicht hier angerufen hat, sondern vermutlich irgendeinen Freund instruiert hat, um uns so ins Taxi zu lotsen. Als wir dann unseren Mietwagen übernehmen wollen, werden wir nach der Versicherung gefragt, die wir ebenfalls mit der Buchung abgeschlossen hatten. Es scheint ein wichtiger Passus zu fehlen und so müssen wir eine neue abschließen, die uns zusätzliche 1.100,- Euro kostet! Ziemlich verärgert machen wir uns auf den Weg nach Tulum, wo wir eine Woche am Meer ausspannen wollen. Da Tulum einer der teuersten Orte in Yucatan ist, haben wir nur ein kleines Zimmer mit Gemeinschaftsbad gebucht. Dieses Bad ist allerdings der Horror, denn das WC ist bis unter den Rand verstopft. Wir melden es an der Rezeption, aber am nächsten Morgen ist es noch schlimmer, denn inzwischen ist alles übergelaufen und die Sch…. steht sogar schon im Gang. Erst jetzt wird reagiert und wir bekommen ein anderes Zimmer, das riesengroß ist, ein eigenes Bad und sogar einen Balkon hat.

Endlich können wir uns entspannen. Die Anlage hat einen kleinen Pool unter schattigen Palmen, liegt direkt am Meer und bietet den ganzen Tag Programmpunkte wie Yoga, Beachvolleyball, Malen usw. an. Allerdings gehört auch ein Beachclub dazu, in dem man einen Mindestbetrag konsumieren muss. Ab 12 Uhr mittags wird die Musik dort aufgedreht und Party gemacht, was allerdings auf der Webseite auch so beschrieben ist.

In unserer Gegend reihen sich Shops, Restaurants, Hotels und Clubs dicht aneinander. Gerade abends geht es zu wie auf dem Ballermann und aus einem Club gegenüber dröhnt die Musik bis 2 Uhr nachts so laut, dass sogar der Spiegel in unserem Bad vibriert.

Nach ein paar faulen Tagen raffen wir uns auf und fahren nach Muyil. Dort gibt es eine Mayasiedlung aus der Zeit von 300 v. Chr. bis 1500 n. Chr. Die Anlage ist klein und nicht so bekannt, daher ist sie nicht überlaufen und kostet nur 75,- MX$ Eintritt. Ein schöner Einstieg, um diese alte Kultur kennenzulernen.

Eigentlich wollen wir im Anschluss in eine Cenote, aber wir finden die Zufahrt nicht und fahren zurück nach Tulum, um hier die Ruinen anzusehen. Da geht es sehr touristisch zu. Nach dem Parkplatz muss man zunächst an zig Souvenier- und Getränkeständen vorbei. Dann läuft man fast 1km bis zum Eingang, natürlich alles in der prallen Sonne. Hab ich schon erwähnt, dass es hier jeden Tag 38 bis 40 Grad hat? Von hier ist es dann nur mehr ein kurzes Stück bis zur Ausgrabungsstätte. Das Areal ist riesig und wir schauen zuerst die Ruinen an, die am Meer liegen. Denn hier kommt wenigstens eine kleine Prise. Jedes schattige Plätzchen ausnutzend arbeiten wir uns durch das Gelände. Nur die vielen Echsen scheinen sich hier wohlzufühlen. So richtig beeindruckt sind wir aber nicht. Vielleicht haben wir in Asien einfach schon zu viele Tempel gesehen?

Wir freuen uns riesig, endlich mehr von Mexiko zu entdecken. Auf dem Weg nach Valladolid machen wir Halt, um uns in der Cenote X’ux Ha abzukühlen. 20 Meter tief ist diese recht ursprüngliche Höhle, in der sich herrlich erfrischendes Süßwasser sammelt. Die wacklige Holztreppe ist etwas abenteuerlich, aber unten erwarten uns ein schöner Steg und kristallklares Wasser.

Valladolid hat etwa 50.000 Einwohner. Rund um den Parque Principal Francisco Canton Rosado findet man die große Kathedrale, kleine Verkaufstände und in den Laubengängen gibt es Restaurants und Bars. Es ist schön, hier zu sitzen und dem bunten Treiben zuzuschauen. Endlich haben wir das Gefühl in Mexiko zu sein.

Nur eine halbe Stunde entfernt, mitten im Urwald, liegt Ek Balam, ein ehemaliges Zentrum der Maya. Die frühesten Siedlungen reichen bis 100 n. Chr. zurück, aber seine Blütezeit erlebte der Ort von 700 bis 1.000 n. Chr. Ein doppelter Mauerring umschließt das ca. 1,25 km² große Zentrum. Am beeindruckendsten ist die Hauptpyramide, die Akropolis genannt wird. Über steile Stufen kann man auf das über 30 Meter hohe Gebäude klettern und hat von dort eine wunderbare Aussicht. Ganz bewusst haben wir uns für Ek Balam anstelle des berühmteren, aber eben auch überlaufenen, Chichén-Itzá entschieden und wir sind so froh darüber.

2 km weiter ist Xcanche. Diese Cenote hat eine viel größere Öffnung als unsere erste und das Wasser ist daher etwas wärmer. Dazu gibt es ein kleines Restaurant, Picknicktische und unser Lieblingsplatz sind die Hängematten, in denen man so richtig im Schatten chillen kann. Traumhaft ist es hier.

Die Hacienda Cenote Oxmán ist auch nur ein paar Fahrminuten außerhalb von Valladolid. Es gibt nicht nur die Cenote, sondern auch einen Pool, Getränkestände und ein Restaurant. Wir haben Glück, recht früh hier zu sein, denn am Vormittag ist noch nicht viel los. Erst später kommen dann ganze Busse mit Touristen oder Schulklassen. Unser Kellner Ignacio gibt uns auch noch einen Restauranttipp für den Abend. In der “Sköl-Taverne” dreht sich alles um Harry Potter. Man könnte auch Zaubermantel und Hut anziehen und sich so fotografieren lassen. Eine Geheimtür bildet den Ausgang. Sehr nett und das Essen schmeckt auch ausgezeichnet.

Das Lokal liegt direkt beim Franziskanerkloster “Convento de San Bernardino de Siena”. Hier gibt es besonders bunte Häuserzeilen und abends finden sich Einheimische und Touristen ein, die zusammen das Videomapping betrachten, in dem die Geschichte der Stadt erzählt wird. Super gemacht und ein toller Abschluss für unsere Tage in Valladolid.

Die wunderschöne Kolonialstadt Izamal wird oft auch als “Gelbe Stadt” bezeichnet. Kein Wunder, denn das ist die vorherrschende Gebäudefarbe. Viele Pferdekutschen fahren die Touristen durch die gepflegte Innenstadt. Den Hauptplatz überragt das Kloster von San Antonio de Padua, das kostenlos besichtigt werden kann. Es gibt mehrere Pyramiden, die wir dieses Mal jedoch auslassen. Stattdessen gönnen wir uns ein ausgiebiges Frühstück in einem der hübschen Restaurants. Besonders die Molletes haben es uns angetan: Weißbrot mit Bohnenpaste, Tomatenstückchen, Koriander und mit Käse überbacken. Deftig, aber unheimlich gut.

Weiter geht die Fahrt. Yucatan ist sehr flach und da die Straße links und rechts von derzeit ausgetrockneten Sträuchern und Bäumen gesäumt ist, bekommt man von der Landschaft leider nichts mit. Die Dörfer entlang der Strecke sind alle ähnlich aufgebaut: ein Platz oder Park als Zentrum, eine Kirche und kleine Geschäfte oder ein Markt drumherum. Sehr nervig sind die vielen Bodenschwellen, die man oft erst im letzten Moment sieht und über die man nur im Schneckentempo fahren kann. Unser heutiges Ziel ist Merida. Unser “Hotel Casa Palomino” liegt am Rand des historischen Zentrums, hat einen bewachten Parkplatz und einen Minipool im Innenhof. Nur 5 Minuten zu Fuß entfernt, liegt ein Foodcourt, der uns für den ersten Tag genügen muss.

Der Plaza Grande ist leider derzeit eine große Baustelle, aber die “Cathedral de San Ildefonso” ist offen und auch das “Casa Montejo” kann besichtigt werden. Der Eintritt ist kostenlos und die Räume sind wunderschön (und klimatisiert, was wir bei 40 Grad um 9 Uhr morgens sehr schätzen). Beeindruckend sind auch die Gemälde im Innenhof und 1. Stock des Gouverneurspalastes.

Um der Hitze der Stadt zu entgehen, fahren wir nach Sisal ans Meer. Für 200,- Pesos bekommen wir Liegen und Sonnenschirm. Zum ersten Mal baden wir im herrlich warmen Wasser des Golf von Mexiko. Es ist nicht viel los hier und wir genießen die Ruhe und die feine Prise.

Das Schöne an Merida ist, dass es jeden Abend irgendwo Musik und Tanz gibt. Von der wöchentlichen Serenata am “Parque de Santa Lucia”, über Salsa Nights im “Mercado 60” bis hin zur Noche Mexicana wird allerhand geboten. Den besten Abend erleben wir jedoch in der “Negrita Cantina”, einem Lokal, in das vor allem Einheimische gehen. Zu Livemusik wird einfach zwischen den Tischen getanzt. Wir fühlen uns sofort wohl hier, nicht nur weil uns der Nachbartisch gleich ein Bier spendiert oder man sich einfach zu uns setzt, um sich mit uns zu unterhalten – es ist einfach die pure Lebensfreude, die wir hier spüren dürfen.

Die Großstadt Campeche, offiziell San Francisco de Campeche gehört seit dem Jahr 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Entsprechend gepflegt sind die bunten Häuser mit ihren schmiedeeisernen Fenstergittern. Ein großer Teil der alten Stadtmauer und Bastionen ist erhalten. Wir entscheiden uns für die Festung San Miguel als ersten Anlaufspunkt, denn von hier hat man nicht nur einen tollen Blick über den Malecon (die Uferstraße) und das Meer, sondern kann im dazugehörenden Museum auch schöne Ausgrabungsstücke betrachten.

Wir sind überrascht, wie entspannt es in einer Stadt mit 200.000 Einwohnern zugehen kann. Besonders schön ist die Calle 59, die sich vom “Puerta de Tierra” bis zum “Puerta de Mar” erstreckt. Die beiden Stadttore sind bestens erhalten und umrahmen sozusagen die Altstadt, dessen Zentrum der “Plaza de la Independencia” ist. Das abendliche Treiben kann man am besten vom Balkon im 1. Stock des Restaurants “Casa Vieja de Rio” verfolgen. Auch hier werden wir ganz herzlich aufgenommen und der Manager nimmt sich die Zeit, uns viel von der reichen Geschichte der Stadt zu erzählen. Zum Abschluss sehen wir uns noch die Show am “Fuentes Marinas Poesia del Mar” an. Leider passen Musik, Licht und Fontänen nicht so richtig zusammen. Eine schöne Stimmung ist es aber dennoch.

Celestun ist bekannt für seine Flamingopopulation. Leider sind sie hauptsächlich bis März zu beobachten. Macht nichts, denn wir haben ein nettes kleines Häuschen in den “Playa Maya Condominos”. Früher war das ein Hotel und während das Haupthaus verfällt, ist die wunderschöne Poollandschaft noch erhalten. Die kleinen Villen werden jetzt privat vermietet. Wir verbringen ein paar sehr erholsame Tage hier. Den Großeinkauf haben wir noch in Campeche erledigt, sodass wir uns sehr gut selber versorgen können und nicht die lange, ausgesprochen holprige Sandpiste ins Dorf fahren müssen.

Gut erholt fahren wir weiter nach Rio Lagartos, einem kleinen Ort, bei dem uns nahezu alles in pinken Farben entgegenleuchtet. Der Ort lebt von Touren zu Flamingos und den pinken Salzseen einer nahen Salina. Auch wir sind deswegen hier, wobei wir zu den “Las Coloradas” selber fahren. Im Eintritt ist ein persönlicher Guide enthalten, der uns alles über die Salzproduktion erzählt. Diese Tour geht nur zum erstem Pink Lake. Man könnte auch eine Bustour buchen und dabei zu weiteren Seen fahren.

Da wir noch Zeit haben, machen wir einen Abstecher ins Fischerdorf San Felipe. Es ist ein verschlafenes Nest und es gibt nicht allzu viel zu sehen. Lieber lassen wir den Tag am Malecon in Rio Lagartos ausklingen, wo wir die bunten Cocktails und Mescal bei traumhaftem Sonnenuntergang genießen.

Das Highlight ist natürlich der Bootsausflug zu den Flamingos, wobei wir zuerst noch ein paar Krokodile aufspüren, die sich entweder in den Mangroven verstecken oder ganz nahe an unser Boot heranschwimmen. Unsere Erwartung ist, dass wir eine Handvoll Flamingos sehen werden, aber es sind hunderte. Wir bekommen gar nicht genug davon, sie zu beobachten. Wir sehen aber auch Pelikane, Fregattenvögel, Möwen und Kormorane – ein wahres Naturparadies. Danach können wir uns noch mit Heilschlamm einreiben, den wir von unserem Captain Luis bekommen und beim Baden an einem schönen Strand wieder abwaschen. 1.600 Pesos hat der Ausflug gekostet und das war er allemal wert.

In aller Ruhe fahren wir weiter nach Chiquilá, das die meisten nur kennen, weil von hier die Fähre zur Insel Holbox ablegt. Wir entscheiden uns jedoch, hier zu übernachten und finden eine nette Unterkunft mit einem Pool, um den kleine Häuschen gruppiert sind. Abends hat nur eine einziges Restaurant am Hafen offen, das aber ganz okay ist.

Unser Auto ist sicher im “Villas Hotel” geparkt. Wir packen nur unsere Badesachen ein und nehmen morgens um halb 9 die Fähre. Die Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde. Holbox ist eine reine Sandinsel, daher kommt man nur mit 4-Rad-Antrieb weiter, dementsprechend sehen auch die Taxis hier etwas anders aus. Wir brauchen aber gar keines, denn vom Hafen aus, ist man direkt in Holbox Town und kann durch die bunten Gassen schlendern. Bei nicht einmal 2 km Breite ist man dann schnell auf der anderen Seite am wunderbar weißen Sandstrand. Wir chillen den ganzen Tag, essen hier und nehmen am späten Nachmittag die Fähre zurück. Es ist ein cooler Ausflug, aber wie überall, wo es sehr touristisch zugeht, sind die Preise ein gutes Stück höher.

Und dann schließt sich auch schon der Kreis. Die letzten Tage verbringen wir am Strand der Zona Hotelera in Cancun. Hier tanken wir im “Club Regina” noch ein bisschen Sonne. Zuletzt schlafen wir noch im Flughafenhotel, denn wir müssen um 3 Uhr morgens aufstehen, um den Flieger nach Jamaika zu erwischen. Trotz des holprigen Starts haben wir unsere Zeit in Mexiko letzten Endes sehr genossen. Besonders die Freundlichkeit der Menschen und das tolle Essen haben es uns angetan.

Wie es in Jamaika weitergeht, erfahrt ihr hier: “Jamaika”

Hier geht es zu unserem Reisebericht “Weltreise”

(Mai/Juni 2024)

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