Das härtestes Eintages-Enduro-Rennen der Welt. 500 Fahrer versuchen innerhalb des 4stündigen Zeitlimits den legendären Erzberg zu bezwingen. Nur 20 bis 25 Fahrer schaffen es.
Dieses Spektakel wollen wir einmal hautnah erleben und machen uns im Juni 2017 auf in die grüne Steiermark. Wir übernachten etwas außerhalb beim Moserwirt in Mooslandl. Das ist schon recht abgelegen, auch wenn sich die Handvoll Häuser wunderschön in die grüne Landschaft einpassen. Das Hotel ist schon etwas in die Jahre gekommen, aber die Moserwirtin begrüßt jeden Gast persönlich und wir fühlen uns familiär aufgenommen.
Am nächsten Morgen geht’s nach Eisenerz. Nur 25 Minuten – das ist schon Mal nicht schlecht und die Strecke führt durch eine wirklich traumhafte Landschaft. Kurz hinter dem Schaubergwerk kommt dann die Kontrollstation. Wir zeigen unsere online-Tickets und bekommen ein Stoffarmband und das Parkticket (10,- Euro pro Tag!). Obwohl nur eine Handvoll Besucher mit uns gekommen sind, dauert es ganz schön lange. Wir nehmen uns vor, morgen am Renntag zeitig da zu sein, denn wenn dann 1000 BesucherInnen eingecheckt werden müssen, kann sich das ganz schön ziehen.
Nun geht es die staubige steile Straße den Berg hinauf. Der Besucherplatz ist fast ganz oben am Berg, aber ein Shuttlebus bringt einen dann von dort in den Start- / Zielbereich. Der Wind pfeift uns um die Ohren und dunkle Wolken ziehen auf. Wir sind froh, dass wir warme Sachen und Regenjacke dabei haben. Da wir uns nicht auskennen und es auch nirgends Übersichtsflyer gibt, laufen wir zunächst einmal dem Hauptstrom nach. Vorbei an Kärcher-Stationen kommen wir zu einem Startbereich und da ist auch schon was los. Wir versuchen Richtung Rennstrecke zu kommen, aber nach 10 Metern ist der Durchgang gesperrt und die Fahrer verschwinden um’s Eck und sind nirgends mehr zu sehen. Wir gehen zurück und versuchen weiter oben einen Blick auf die Strecke zu bekommen. Aber dort hält uns gleich ein Helfer auf und erklärt uns, dass man hier zum einen nichts sieht und zum anderen der Hang wegen Rutschgefahr ohnehin gesperrt ist. Wir sollen in den Zielbereich durch 2 Bögen zum See gehen.
Na, das kann es ja noch nicht gewesen sein, denken wir und gehen Richtung Arena in den Zielbereich. Neben Getränke- und Essensbuden gibt es dort auch alle möglichen Aussteller mit Zubehör rund um die Motorradbranche. Sonst sehen wir nur verschiedene Parkbereiche (für Vips, Fahrer, Familycamping usw.). Die zwei Bögen oder der See sind nicht in Sicht. Der Infopoint neben der Arena ist gerade nicht besetzt. Wir versuchen uns an den Ständen durchzufragen, aber überall zuckt man mit den Schultern und sagt uns, dass man nur für genau den eigenen Bereich verantwortlich sei und sich sonst nicht auskenne. Schließlich laufen wir durch’s Familycamp und wirklich, dahinter kommt man zum See. Wir suchen uns ein Plätzchen und können hautnah zusehen, wie die Fahrer versuchen, den steilen Berg hochzukommen. Uns ist schon klar, dass das „nur“ der Trainingsbereich ist und wir nicht dort sind, wo das Qualifying stattfindet. Aber wo das sein soll, lässt sich nicht herausfinden.
Um 14.00 Uhr werden dann in der Arena die Fahrer vorgestellt und da wir uns in der Szene nicht so auskennen, lassen wir uns das nicht entgehen. Wir bekommen auch ein gutes Plätzchen, obwohl die Arena selbst für die Zuschauer nicht wirklich optimal ausgerichtet ist.
Da das Programm dann erst am Abend weitergeht, entscheiden wir uns gegen 16.00 Uhr für heute Schluss zu machen und laufen zur Haltestelle des Shuttlebus. Auf die Idee sind natürlich auch andere gekommen und da die Veranstalter nicht so vorausschauend waren, um diese Zeit den Takt etwas zu erhöhen, dauert es ewig bis wir zumindest einen Stehplatz in einem der Busse bekommen. Nach ein paar Metern bleibt der Fahrer jedoch wieder stehen und meint, dass er überbeladen sei und einige Leute im Gang aussteigen müssen. Chris gehört zu denen, die wieder aussteigen und wir entscheiden, dass ich allein zum Parkplatz fahre, um unser Auto zu holen. Gut 1,5 Stunden dauert es, bis wir endlich heimfahren können. Wir sind ziemlich frustriert und ärgern uns über das schlechte Management.
Für den Renntag haben wir das Silver Package (220,-/Person) gekauft. Das beinhaltet kostenloses Parken am regulären Besucherparkplatz, Verpflegung im Zelt und Transfer zu den spannenden Streckenteilen. Wir sind schon um 8 Uhr vor Ort und das einzige Auto beim check-in. Dieses Mal geht es schon viel schneller und wir bekommen auch gleich einen Flyer mit einer Skizze der Rennstrecke und dem Programm. Auch der Parkplatz ist heute auf halber Höhe und kaum sind wir ausgestiegen, kommt schon der Shuttlebus. Das läuft ja wirklich gut, freuen wir uns.
Im Versorgungszelt müssen wir nochmal ein Formular ausfüllen, bekommen unsere „Vip“-Karte und müssen dann noch an einen 2. Schalter, wo wir einem Bus zugeteilt werden, der uns dann auf die Rennstrecke bringen wird. Wir lassen uns das Frühstück schmecken und haben Glück, eine Herrenrunde bei uns am Tisch zu haben, die schon den dritten Tag an der Strecke sind und Teilstrecken mit einem Guide auch selber abgefahren sind. Sie kennen sich natürlich schon gut aus und haben die eine oder andere lustige Geschichte zu erzählen. Die Zeit vergeht im Flug und dann ist es auch schon soweit, zum Bus zu gehen. Erster Stopp ist oberhalb des Sees, um den Start zu beobachten. Es dauert noch eine Stunde bis zum Start und außer einer kurzen Flugshow ist nicht allzu viel zu sehen. Aber dann geht es los und die ersten 50 Fahren flitzen los. Der untere Teil des Erzbergs wird gleich in eine gewaltige Staubwolke gehüllt und die ersten Fahrer können sich schon ein bisschen absetzen. Nach etwa der 4. Startreihe geht es weiter zur „Wasserleitung“. Das ist der längste steile Anstieg. Wir parken in einiger Entfernung, haben aber einen guten Blick auf den Streckenabschnitt. Nach knapp 20 Minuten geht es weiter. Überrascht hören wir im Bus, dass der nächste Stopp auch schon der letzte sein wird. Etwas abseits der „Badewanne“ können wir aussteigen, müssen von dort aber noch ein Stück zum Rennabschnitt laufen. Leider ist das Zeitfenster so knapp, dass wir vielleicht drei Fahrer sehen (die allerdings alle scheitern und einen neuen Versuch starten) und schon müssen wir wieder zurück um pünktlich zum Zieleinlauf der Schnellsten in der Arena zu sein. Unten angekommen sehen wir, dass die Arena schon voll besetzt ist und entscheiden uns, lieber im Zelt etwas trinken zu gehen. Der Herr neben uns scheint genauso frustriert, denn er verfolgt das Rennen via livestream auf seinem Handy. Und so bekommen wir ebenfalls mit, dass der Spanier Alfredo Gomez gewinnt.
Mit etwas gemischten Gefühlen fahren wir heimwärts. Das große wow-Erlebnis ist ausgeblieben. Wahrscheinlich muss man wirklich selber mit der Enduro vor Ort sein, um dem Ganzen näherzukommen. Jedenfalls sehen wir uns ein paar Tage später die 4 Rennstunden auf Red-Bull-TV nochmals an und entdecken, dass die Veranstalter schon sehr spannende Streckenabschnitte für uns ausgesucht haben. Dennoch denke ich, dass es unser letzter Red Bull Hare Scramble sein wird. Für uns hat das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht gepasst und auch organisatorisch könnte noch einiges verbessert werden.
Infos zum Erzbergrodeo: https://www.erzbergrode
Infos zum Erzbergrodeo: https://www.erzbergrodeo.at
(Juni 2014)
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